Overtourism Fuji Maßnahmen
Mount Fuji im Touristenansturm: Japans Wahrzeichen kämpft gegen die Massen
Mount Fuji – das ikonische Symbol Japans und UNESCO-Weltnaturerbe – zieht Jahr für Jahr hunderttausende Besucherinnen und Besucher an. Doch die wachsende Beliebtheit des 3.776 Meter hohen Vulkans bringt nicht nur wirtschaftlichen Aufschwung, sondern auch ernsthafte Probleme: Müll, Lärm, Überfüllung und die Gefährdung des empfindlichen Ökosystems. Die japanischen Behörden reagieren nun mit einer Reihe drastischer Maßnahmen.
Ein Berg – tausend Bedeutungen
Der Mount Fuji (japanisch: Fuji-san) erhebt sich 3.776 Meter hoch über der Hauptinsel Honshu und ist Japans höchster Berg. In der japanischen Kultur hat er eine besondere Stellung: Er gilt als heilig, inspiriert Künstler und Dichter seit Jahrhunderten und ist ein Ort religiöser Pilgerfahrten. Seit 2013 ist er UNESCO-Welterbe – nicht wegen seiner Natur allein, sondern wegen seiner kulturellen Bedeutung.
Für viele Menschen ist eine Besteigung des Fuji ein Lebenstraum. Besonders in den Sommermonaten (Juli bis September), wenn die Wanderwege offiziell geöffnet sind, zieht es täglich tausende Menschen auf die Hänge des Vulkans – mit dramatischen Folgen.

Auf den Spuren der geheimen Wälder
Touristenansturm auf den Vulkan
Allein im Sommer 2023 zählte die Präfektur Yamanashi mehr als 220.000 Besteigungen auf dem beliebten Yoshida Trail, der von der Nordseite des Fuji ausgeht. Das entspricht in Spitzenzeiten mehreren tausend Menschen pro Tag – oft in der Nacht, um den Sonnenaufgang vom Gipfel aus zu erleben.
Dieses Phänomen wird als „Bullet Climbing“ bezeichnet – viele versuchen, den Gipfel ohne Zwischenstopp oder ausreichende Vorbereitung in wenigen Stunden zu erreichen. Die Folge: Erschöpfung, Höhenkrankheit, Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Wanderern – und eine Zunahme an Notfällen, die Rettungsteams auf den Plan rufen (Tagesschau.de, 2024).
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Müll, Staus und gestresste Einheimische
Mit der Menschenmenge wächst auch der ökologische Fußabdruck: Immer mehr Müll bleibt am Wegesrand zurück – von Trinkflaschen über Verpackungen bis hin zu benutzten Hygieneartikeln. Die Infrastruktur (Toiletten, Notunterkünfte, Versorgungseinrichtungen) kommt an ihre Grenzen, und freiwillige Helfer sammeln jährlich tonnenweise Abfälle vom Berg.
Auch in den umliegenden Gemeinden wächst der Unmut. In Fujikawaguchiko, einem kleinen Ort am Fuße des Fuji, wurde im Frühjahr 2024 sogar eine Sichtschutzwand vor einem beliebten Fotospot errichtet, um Selfie-Touristen von einem Supermarktparkplatz fernzuhalten. Grund: Das perfekte Motiv – Mount Fuji über einem 7-Eleven – war weltweit viral gegangen und führte zu täglich hunderten Besuchern, die für Staus, Lärm und Müll sorgten (Spiegel.de, 2024).
Neue Regeln: Kostenpflicht und Begrenzung
Als Reaktion auf die zunehmenden Probleme haben die Behörden verschiedene Maßnahmen beschlossen:
Eintrittsgebühr für den Aufstieg: 2024 wurden zunächst 2.000 Yen (ca. 11 €) erhoben. Ab 2025 beträgt der Preis 4.000 Yen (ca. 26 €) für den Yoshida-Weg – zusätzlich zur Unterkunft oder Ausrüstung.
Tägliche Begrenzung: Maximal 4.000 Personen pro Tag dürfen den Weg zum Gipfel antreten.
Online-Reservierung: Ein Zugang zum Fuji ohne Voranmeldung ist künftig nicht mehr möglich. Das soll den Andrang entzerren und Besucher besser koordinieren.
Regeln gegen „Bullet Climbs“: Übernachtungen in Berghütten werden empfohlen, teilweise verpflichtend, um gefährliche Nachtbesteigungen zu verhindern.
Diese Regelungen sollen nicht nur den Berg schützen, sondern auch das Erlebnis für Besucher sicherer und nachhaltiger machen (Euronews, 2024).


Bilder aus Japan
Zwei-Klassen-Tourismus?
Eine neue Diskussion wirft allerdings Fragen auf: Künftig könnten Ausländer höhere Gebühren zahlen als Einheimische – ein sogenanntes „Two-Tier Pricing“. Ziel ist es, die Belastung durch internationale Besucher zu reduzieren und lokale Ressourcen gezielter zu schützen. Solche Systeme gibt es bereits in Bhutan oder Thailand.
Kritiker sehen darin eine Diskriminierung. Befürworter argumentieren, dass Einheimische ohnehin Steuern für die Instandhaltung zahlen, während Touristen nur kurzfristig profitieren. Der Vorschlag polarisiert – und wird international aufmerksam beobachtet (New York Post, 2025).

Naturerlebnis mit Verantwortung
Mount Fuji bleibt ein faszinierendes Reiseziel. Doch die Frage ist nicht mehr nur, ob man ihn besucht – sondern wie. Nachhaltiger Tourismus, besser geplante Besuche und Rücksicht auf Umwelt und Kultur sind entscheidend.
Viele hoffen, dass die neuen Regeln den Weg in die richtige Richtung weisen – hin zu einem respektvollen, verantwortungsvollen Umgang mit einem der großartigsten Naturwunder der Welt.

📚 Quellen
Tagesschau.de, 2024: Mount Fuji: Japan will Tourismus eindämmen
Euronews, 2024: Mount Fuji – Klettern nur noch mit Gebühr und Reservierung
New York Post, 2025: Two-tier pricing for tourists at Mount Fuji
